In einem interdisziplinären Projekt habe ich erstmalig mikrobiologische Untersuchungen an einer Verbringstelle für Elbsedimente in der Deutschen Bucht durchgeführt. Die Kooperationspartner gehörten verschiedenen Umwelt- und städtischen Behörden sowie der Forschungseinrichtung Alfred-Wegener-Institut an. Ziel des Projektes war es zu untersuchen, ob Bakteriengemeinschaften von der Verbringung der Sedimente beeinflusst werden und ob sich die mikrobiologischen Untersuchungen als eine Erweiterung der bestehenden Umweltmonitoringprogramme eignen. Auflagen für die Durchführung von Umweltmonitoring im marinen Bereich werden von internationalen Gremien ausgearbeitet. Diese Auflagen dienen als Richtlinien für die einzelnen Länder, die oftmals maßgeblich von der nationalen Politik interpretiert und entsprechend unterschiedlich durchgesetzt werden. Grundsätzlich empfehlen die internationalen Gremien bei der Untersuchung von Verbringungsarbeiten den Schadstoffgehalt des umgelagerten Materials sowie der Verbringungsstelle, die Untersuchung meeresbodenbewohnender Tiere und ggf. ökotoxikologische Untersuchungen. Mikrobiologische Untersuchungen werden dabei nicht berücksichtigt. Das Untersuchungsprogramm an der hier beschriebenen Verbringstelle ist, gemessen an diesen Vorgaben, außerordentlich: Zweimal im Jahr werden 125 Stationen im Verbringungsgebiet untersucht. Es werden insgesamt etwa 2 Tonnen (!) verarbeitet, wobei der Schadstoffgehalt der Sedimente, Veränderungen in der Artenzusammensetzung der Meeresbodenbewohner, das Auftreten von Fischkrankheiten und die Ökotoxizität der Sedimente berücksichtigt werden. Zusätzlich fanden, als Pilotprojekt, die von mir durchgeführten mikrobiologischen Untersuchungen von 2009 bis einschließlich 2011 statt. Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass die Bakteriengemeinschaften von der Verbringung beeinflusst werden. Grundsätzlich wurde eine geringere Artenvielfalt und gleichzeitig der Verlust einiger Funktionen der Bakteriengemeinschaften beobachtet. Ob diese Funktionen für den Erhalt des Ökosystems essentiell sind, kann bisher nicht abgeschätzt werden. Die „gute“ Nachricht ist, dass sich diese Einschränkung nur auf die 400×400 m große Verbringstelle beschränkt.
Die Untersuchungen der Bakteriengemeinschaft haben gezeigt, dass die Bakterien unter dem Einfluss des Elbbaggergut stehen und darüber hinaus erweisen sich diese mikrobiologischen Untersuchungen als wertvoller und sinnvoller Beitrag zu Umweltmonitoringprogrammen. Die erste Studie wurde kürzlich von einem Fachjournal (Marine Pollution Bulletin) akzeptiert und wird demnächst veröffentlicht.
Sedimentbeprobungen in der Nordsee: Von links nach rechts: Proben für chemische, mikrobiologische und Bearbeitung von Proben für makrozoobenthische Untersuchungen (Fotos: Ferdinand Esser, Rolf Lüschow)